Ansprache zur Angelobung der im Juli 1994 Eingerückten
(05. Aug. 1994)

Themen: "Das vierte Gebot und das Bundesheer"

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(Padre Alex)


Herr Brigadier, liebe Kameraden!

Eine hohe Ehre ist es für mich, noch in meiner Grundwehrdienstzeit und in Erinnerung an meine Angelobung vor sechs Monaten am selben Ort - damals aus der Carl-Kaserne, heute aus der Militärpfarre kommend - Worte als letzter neugeweihter römisch-katholischer Priester der Militärdiözese Österreichs an Sie richten zu dürfen.

"Ehre deinen Vater und deine Mutter!" Im Jahr der Familie könnten wir fragen, was das vierte Gebot Gottes mit dem Militärdienst zu tun hat. Letztlich sehr viel. Buchstäblich verpflichtet uns das Gebot, die Eltern zu ehren. "Ehre" heißt: Erkenne an! Es geht um das Wohl der Familie. Eben deshalb stellt das vierte Gebot auch Anforderungen an die Eltern: Eltern, handelt so, daß euer Verhalten die Ehre und die Liebe eurer Kinder verdient! Es handelt sich um eine wechselseitige Ehre. Ehrt eure Söhne und Töchter, weil sie existieren, weil sie das sind, was sie sind: und das gilt vom ersten Augenblick der Empfängnis an.

Jede rechtmäßige Autorität kann sich nun auf das vierte Gebot berufen. Sie, erschienene Jungmänner, geloben ja heute, den gesetzmäßigen Behörden Treue und Gehorsam zu leisten. Auch hier müssen wir von einer wechselseitigen Ehre sprechen, selbst im strengsten militärischen Betrieb. Jeder Soldat hat das Recht, vom Einrückungstag an als vollwertige Person anerkannt zu werden. Sämtliche Menschenrechte aber sind letzten Endes wirkungslos, wenn ihnen im Innersten die eindeutige Aufforderung "Ehre!" fehlt. Rechte allein genügen nicht. Wehrmänner, helft euren Ausbildnern durch gute Leistungen und beschränkt euren gerechten Protest auf echte Ungerechtigkeiten und schwere menschliche Fehler! Kommandanten, zeigen Sie ihre größte Stärke im Respekt vor jedem Menschen, einfach weil er Mensch, weil er "dieser" unverwechselbare Mensch ist. Haben Sie Verständnis für Klagen angesichts des Herausgerissenwerdens aus der eigenen Familie oder aus Studien, auch wenn der internationale Vergleich einem das Schweigen lernen könnte.

Liebe Jungmänner! Sie werden heute auch geloben, mit allen ihren Kräften dem Volk zu dienen. Dienen: kein sehr geschätzter Begriff. Jeder will doch heute Herr sein: Keiner hat ein Recht auf meine Treue, Leben als reine Erlebnisanhäufung. In diesem egoistischen Standpunkt steckt nun notwendig der Absturz in Enttäuschungen. Christsein jedoch ist im Innersten Dienst. Auch wenn Sie im Heeresbetrieb den Sinn des Ganzen nicht immer täglich direkt erkennen, im Dasein für andere überschneidet sich tatsächlich das Wesen des Priester- und Soldatenberufes. Sie sind für andere da, für das Volk insgesamt, für die Rechtsstaatlichkeit, für die freie Möglichkeit des Ausübens der Religion usw. Sie haben daher im Ernstfall nicht einfach das Recht, auf befohlene Hilfe und schützende Verteidigung zu verzichten. Zu dieser konkreten und bewaffneten Form der Heimatliebe kann sie das vierte Gebot Gottes verpflichten.

Daß sich aber Ihr Einsatz nur im Frieden und mit freudiger Opferbereitschaft abspielen möge, das erbitte ich für Sie gerne vom dreifaltigen Gott vor allem bei der täglichen Gegenwärtigsetzung des Kreuzesopfer Christi in der heiligen Messe. Jesus Christus, der sich in unvorstellbarer Weise freiwillig erniedrigt hat, er stärke Sie täglich im konkreten Dienst.


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