Predigt für das Hochfest Erscheinung des Herrn (6. 1. 1995)

Einleitung I: Das Hochfest "Erscheinung des Herrn", noch älteren Ursprungs als das abendländische Weihnachtsfest, lehrt uns, das Weihnachtsgeheimnis unter einem anderen Gesichtspunkt zu sehen. Leitgedanke des 25. Dezember war: Gott ist wahrer Mensch geworden. Leitgedanke des 6. Jänner, des eigentlichen zweiten Weihnachtsfesttages, ist: Der wahre Mensch hat der Welt seine Gottheit geoffenbart. In ihm ist wirklich Gott der Welt erschienen. Wenn wir das Breviergebet der Priester betrachten, hebt die Kirche heute drei Tatsachen hervor, durch die Jesus sich als Gott geoffenbart hat: vor allem die Berufung der Weisen, der hl. drei Könige, zur Anbetung des Kindes; dann die Taufe Jesu im Jordan, bei welcher der himmlische Vater ihn als seinen ewigen Sohn bezeugte - dies feiern wir kommenden Sonntag - und schließlich das erste Wunder Christi bei der Hochzeit zu Kana, die Verwandlung von Wasser zu Wein. - Fragen wir uns zunächst, ob auch wir uns so wie die hl. drei Könige durch nichts und niemand abbringen haben lassen, zu Jesus zu eilen und ihm unsere bescheidenen Gaben geschenkt haben:

Einleitung II: Das heutige weihnachtliche Hochfest "Erscheinung des Herrn" offenbart, daß der Erlöser von Anbeginn nicht nur für die Juden, sondern für alle Menschen auf die Welt gekommen ist. Die hl. drei Könige sind ja unsere Vertreter, sie sind als Vertreter der Heidenvölker berufen worden zur Anbetung des wahren Königs Jesus Christus. Sie sollen für Jesus später sogar Märtyrer geworden sein, die Reliquien der hl. Caspar, Melchior und Balthasar wurden gemäß einer Überlieferung nach Köln in den Dom gebracht. - Leitgedanke des 25. Dezember war ja: Gott ist wahrer Mensch geworden. Leitgedanke des heutigen eigentlichen zweiten Weihnachtsfesttages ist: Der wahre Mensch hat der Welt seine Gottheit geoffenbart. In ihm ist wirklich Gott der Welt erschienen. Fragen wir uns zunächst, ob auch wir uns so wie die Weisen aus dem Morgenland durch nichts und niemand haben abbringen lassen, zu Jesus zu eilen, um die brennende Liebe seines Heiligsten Herzens zu beantworten:

Introitus: Seht, gekommen ist der Herrscher, der Herr. In seiner Hand ist die Macht und das Reich.

Themen: Erscheinung des einzigen Erlösers und unsere Berufung zum wahren Glauben

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(Padre Alex)


Liebe Brüder und Schwestern in Christus, dem einzigen Erlöser!

Wieder ist es möglich, das heutige Festgeheimnis in unserer wunderschönen Pfarrkirche zu betrachten. Hier links neben dem rechten Seitenaltar wird ja durch eine goldgefaßte Figurengruppe die Anbetung des Jesuskindes durch die Weisen dargestellt, und darüber sehen wir den Stern von Bethlehem. Nicht nur aufgrund des hohen Ansehens der Weisenführer, sondern auch aufgrund alttestamentlicher Stellen wie der heutigen Jesajalesung schloß man auf ihre Königswürde. Und diese Weisen aus dem Morgenland fragten ausgerechnet den um seinen Thron ständig besorgten König Herodes: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen." (Mt 2,2) Eine wunderbare Lichterscheinung hatte also auch die innere Erleuchtung über die tatsächliche Geburt des anbetungswürdigen Gottkönigs mitausgelöst. Daß unter den Heidenvölkern nämlich vereinzelt ein außerordentlicher Stern als Zeichen der Ankunft eines Messias im Judenland bekannt war, lag auch an der Weissagung des Sehers Bileam, der im Auftrag Gottes als Nicht-Israelit zu Israel gesprochen hatte, wie wir im 4. Buch des Mose nachlesen können: Bileam sprach: "Ich sehe ihn, jedoch nicht jetzt; ich schaue ihn, jedoch nicht nahe. Ein Stern geht auf aus Jakob; ein Zepter erhebt sich aus Israel". Auch dank des Wirkens Daniels am babylonischen Königshof waren die großen Messiashoffnungen Israels nicht ganz unbekannt, und im festen Vertrauen: "Das ist der verheißene Stern des Judenkönigs!" fragten die hl. drei Könige zuerst in der Hauptstadt Jerusalem, wo er denn sei. Erstaunt müssen sie die Unkenntnis Israels erfahren haben und, daß ihre Frage bei König Herodes das Gegenteil von Jubel und Freude ausgelöst hatte. Immerhin erfuhren sie gemäß dem Prophetenbuch Micha den Geburtsort: Betlehem. Wir müssen uns ja die ganzen Beschwernisse der langen Reise durch die Wüste lebhaft vorstellen.

"Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her, bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen." so heißt es weiter im heutigen Evangelium (Mt 2,9). Es handelte sich also um ein wunderbar-genaues Lichtzeichen für den ewigen König und Gottmenschen Jesus Christus. Dank des Stillstehens dieses Sternes und sicherlich auch dank der Belehrung durch Maria und Joseph waren die Weisen gewiß, das göttliche Königskind gefunden zu haben. Aber was wollte uns der Heiland durch ihre Berufung an seine Krippe zeigen, während ja bei den Juden noch eine solche Unkenntnis herrschte? Daß er von Anbeginn nicht nur als Erlöser des auserwählten alten Bundesvolkes gekommen war, sondern als Erlöser aller Menschen, auch der Heidenvölker. Der 6. Jänner ist also das alljährliche Fest unserer Berufung zum wahren Glauben, unserer Berufung in die von Christus gestiftete wahre Kirche Gottes. Ein guter Tag also, die Opfersammlung für die Heranbildung von Missionspriestern anzusetzen, damit wir unsere Dankbarkeit für den Besitz des wahren Glaubens auch so ausdrücken können.

Liebe Andächtige! Der unerschütterliche Glaube der Weisen an den Erlöser der Welt sollte uns aber mit Sorge jene moderne Tendenz vor Augen führen, die versucht, im Namen der Toleranz den logisch-notwendigen Anspruch des katholischen Christentums als "absolute" Religion, als einzig wahre und endgültige Religion, zu unterdrücken. Wenn beispielsweise ein "Jahr der Toleranz" zur weiteren weltweiten Zerstörung alles Christlichen führt - ob wir nun an die Vorrechte des Christkönigs und das Missionsrecht der wahren Religion denken oder an an das absolute Lebensrecht jedes ungeborenen Menschen und an andere Gesetze Gottes - dann könnten wir getrost auf ein solches "Jahr der Toleranz" verzichten. Toleranz kann doch nur heißen, daß es nie einen Zwang zum Glauben geben kann. Dies heißt aber nicht, Zwang durch Gleichgültigkeit zu ersetzen oder gar die Irrtümer anderer Religionen plötzlich zu tolerieren. Eine Toleranz, die uns einen ehrlichen und menschenwürdigen Missionseifer für den Christkönig verbieten möchte, ist in Wirklichkeit eine stille Unterdrückung der Wahrheit. Es ist intolerant, wenn sogar evangelische Brüder und Schwestern wie Christa Meves schief angeschaut wurden und werden, weil sie sich freiwillig in die wahre Kirche Christi vollständig einglieder(te)n und konvertier(t)en. Und wenn uns heute sogar gewisse Theologen einreden wollen: "Mission ist die Sorge, daß der Buddhist ein besserer Buddhist, der Moslem ein besserer Moslem werde", dann müssen wir sagen: Das hat mit Christentum überhaupt nichts mehr zu tun, nicht einmal ein halbes Wort Christi finden wir dafür. Alle Märtyrermissionare wären dann völlig umsonst gestorben. Diese Auffassung verdient nicht einmal mehr den Namen "Mission". Wenn jüdische Religionsangehörige heute meinen, sie müßten sich nicht mehr zu Christus bekehren, der durch das ganze Alte Testament vorverkündet wurde, wenn Mitmenschen muslimischen Glaubens meinen, wir sollten uns damit zufriedengeben, daß Jesus eben doch nur ein Prophet unter vielen wäre, dann haben sie sich getäuscht. Auch gemäß dem II. Vatikanischen Konzil ist ausnahmslos jeder Mensch zur religiösen Wahrheit berufen, hat jeder Mensch nach erkannter Wahrheit in die katholische Kirche einzutreten. Wir brauchen nicht mit jüdischen und moslemischen Religionsangehörigen nach der Wahrheit suchen, wir besitzen die volle Heilswahrheit Gottes in der katholischen Glaubens- und Sittenlehre, jeder Katholik ist rechtverstanden im rettenden Besitz dieser aufstrahlenden Wahrheit, in die wir uns aber sehr wohl personal immer weiter vertiefen müssen, vor allem durch häufiges Lesen des Katechismus.

Heute ist Epiphanie, Erscheinung des Herrn: die Wahrheit ist uns endgültig, unwiederholbar und unüberbietbar in Jesus Christus erschienen. Jeder Mensch braucht diesen Jesus Christus, der die Sünde und den Tod besiegt hat, wie Johannes Paul II. in seiner großen Missionsenzyklika 1990 in Erinnerung gerufen hat. Und indem Jesus Christus ausdrücklich die Notwendigkeit des wahren Glaubens und der hl. Taufe betont hat, hat er - wie das letzte Konzil lehrt - auch die Notwendigkeit der konkreten und vollen Mitgliedschaft in der Heilsgemeinschaft der Kirche bekräftigt. Durch den Nachfolger des hl. Petrus und die ihm verbundenen Apostelnachfolger, die ununterbrochen geweihten Bischöfe, ist ja garantiert, daß die katholische Kirche des Jahres 1995 über alle Sünder in ihrem Schoße hinweg im Wesen, d. h. in Glaube und Sitte, der Kirche Jesu Christi des Jahres 33 entspricht. Diese wahre Religion, welche mit allen Folgen an die Menschwerdung Gottes glaubt, ist etwas ganz anderes als alle anderen Religionen. Die Freude über den menschgewordenen Christkönig in Betlehem führt uns letztlich zur jährlichen Erneuerung der Weihe des Menschengeschlechtes an das heiligste Herz Jesu, die die Kirche bis heute am Christkönigsonntag mit einem vollkommenen Ablaß belohnt. Der 6. Jänner ist ja im Kirchenjahr gewissermaßen ein erstes Vorfest des verborgenen Königtums Christi. Am ersten Herz-Jesu-Freitag dieses Jahres schließen wir uns also wieder dem Weihegebet an: "Viele haben Dich leider niemals erkannt, viele haben Deine Gebote verachtet ... Erbarme Dich ihrer aller, o gütigster Jesus, und ziehe alle an Dein heiligstes Herz. Sei Du, o Herr, König nicht bloß über die Gläubigen, die nie von Dir gewichen sind, sondern auch über die verlorenen Söhne, die Dich verlassen haben (...) Sei Du König auch über jene, die durch Irrlehre getäuscht oder durch Spaltung von Dir getrennt sind; rufe sie zur sicheren Stätte der Wahrheit und zur Einheit des Glaubens zurück, damit bald eine Herde und ein Hirt werde (...) Gib daß von einem Ende der Erde bis zum andern der gleiche Ruf erschalle: Lob sei dem göttlichen Herzen, durch das uns das Heil gekommen ist: Ihm sei Ruhm und Ehre in Ewigkeit!"

So gut und wertvoll also ein ehrlicher Dialog auch zwischen den Religionen ist, er wäre ein himmelschreiender Verrat am Christkönig, wenn er mit der Aufgabe des Absolutheitsanspruches des Christentums verbunden wäre. Niemand kann uns verbieten, die Wahrheit zu verkünden. Und wenn uns die meisten Zeitungen und Fernsehstationen immer wieder ihre Unkenntnis oder ihren Relativismus über Christus und Seine Kirche als Antworten anbieten, dann nehmen wir uns die zielstrebige Glaubensfestigkeit der hl. drei Könige zum Vorbild und lassen uns nicht davon abbringen, in der wahren Kirche den gottmenschlichen Christkönig zu finden, anzubeten und die Kenntnis Christi durch eifriges Lesen im Katechismus zu vertiefen. Als die Weisen nämlich den "Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt." Mit großer Freude haben wir unsere Häuser wieder dem Friedensreich Christi eingliedern lassen durch die bekannten Buchstaben für C(aspar) M(elchior) B(althasar): Christus mansionem benedicat. Christus segne dieses Haus, Christus bewahre in diesen Häusern den wahren Glauben an den menschgewordenen Erlösergott.

Jeden Tag wollen wir ihm unsere Gaben darbringen, das Gold unserer Liebe, den Weihrauch unseres Gebetes und die Myrrhe unserer Opfergesinnung, Gold als Zeichen unser Anerkennung seines Königtums, Weihrauch als Zeichen der Anbetung seiner Gottheit, Myrrhe als Zeichen der Freude über sein wahres Menschsein. AMEN.


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Zum Dokument "Dominus Jesus" von der Glaubenskongregation